Die vielen Leben des Cooper-Bristol (Teil 1)
Drei Cooper-Bristol – von Crescent Toys, Charbens und Dinky Toys (vl.n.r.)
Mich hat schon immer fasziniert wie unterschiedlich früher die Modellautohersteller die großen Vorbilder interpretierten. Und interessant ist es auch immer wieder, die kleinen Modifizierungen eines Herstellers zu finden, die er einem Modell angedeihen ließ. Der Cooper-Bristol selber hat eine interessante Geschichte und das Aussehen der Originale war ebenfalls sehr unterschiedlich. Als Vorlage für die Modellautos dürfte allerdings mit ziemlicher Sicherheit der Cooper-Bristol T20 gelten. Mit diesem Rennwagen holte Mike Hawthorn 1952 immerhin 10 WM-Punkte und wurde Dritter beim Großen Preis von Großbritannien und empfahl sich damit bei Enzo Ferrari. Der Formel 2-Rennwagen wurde von Cooper entwickelt und mit einem 2-Liter-Sechszylinder-Motor von Bristol ausgestattet. Basis für diese etwa 130 PS starken Motoren war der Motor des BMW 328.
Dinky Toys brachte als erster Modellauto-Hersteller den Cooper-Bristol schon 1952 auf den Markt. Das war immerhin das selbe Jahr in dem der Rennwagen erstmals vorgestellt wurde. Das Modell sieht aus wie eine Mischung aus dem beim „Easter Goodwood Meeting“ vorgestellten Prototypen und dem Fahrzeug mit dem später Mike Hawthorn so erfolgreich beim Grand Prix von Großbritannien teilnahm. Während der Prototyp die langen Reihen von Lüftungsschlitzen auf der Motorhaube, die kantigen Rückspiegel und nur eine flache und kürzere Luthutze besaß, hatte das spätere Modell sehr viel weniger Lüftungsschlitze, rundliche Rückspiegel und eine sehr große, lang gezogene und auffällige Luthutze auf der Motorhaube.
Der Cooper-Bristol mit der Modellnummer 23G besaß die langen Reihen von Lüftungsschlitzen, die kantigen Rückspiegel, aber eben auch die große Hutze auf der Motorhaube. Außerdem scheint das Modell von Dinky Toys in der Länge etwas gestreckt. Wenn man die Länge des Originals und des Modells ins Verhältnis setzt, ergibt das einen Maßstab von etwa 1:41. Jedoch sollte man immer bedenken, dass es sich hier um ein Spielzeug handelt. Und ich glaube, dass die Leute von Meccano das Auto etwas gefälliger gestaltet haben. Die lang gezogene Form steht dem Auto jedenfalls.
Cooper-Bristol 2 Litre G/Prix • Crescent Toys 1288 (England 1956)
Bei Crescent Toys nahm man es mit der Modelltreue schon etwas genauer. Das Modell wirkt etwas kleiner, oder besser gesagt etwas kürzer als das Modell von Dinky. Die Berechnung des Maßstabes ergibt jedenfalls 1:43. Außerdem ist dieses Modell sehr viel detailreicher und entspricht ziemlich genau dem Auto, mit dem Hawthorn in Silverstone erfolgreich war. Während das Auto von Dinky Toys grün ist, wählte man bei Crescent Toys Blau als Wagenfarbe. Blau war die Wagenfarbe des schottischen Rennteams Ecurie Ecosse, welches 1953 mit Cooper-Bristol an Rennen teilnahm.
Cooper-Bristol • Charbens 33 (England 1955)
Im Jahr 1955, also ein Jahr vor Crescent Toys, brachte die englische Firma Charbens ebenfalls den Bristol-Cooper auf den Markt. Dieses Modell ist in mehrerer Hinsicht interessant. Zum einen kann man sicher behaupten, dass es sich um eine Kopie des Modells von Dinky Toys handelt. Die wenigen groben Details des Autos haben die gleiche Mischung wie das von Dinky Toys. Außerdem ist es ebenfalls grün und besitzt die Startnummer 6. Wobei letzteres natürlich auch ein Zufall sein kann. Das Auto besteht aus Blei und wurde nicht im Druckgussverfahren hergestellt sondern vermutlich im einfachen Schleudergussverfahren, welches mit Hilfe der Zentrifugalkraft durchgeführt wird. Es ist somit anakronistisch, denn zu dieser Zeit dominierte im Modellbau bereits das Druckgussverfahren. Interessant sind aber die Räder, die mit den Felgen aus einem Stück bestehen und aus einem Hartgummi hergestellt wurden. Dieses Modell ist heute extrem selten. Mein Exemplar stammt aus der Sammlung von Paolo Rampini und war auch schon in seinem Buch „The Golden Book Of Model Cars 1900–1975“ abgebildet.
Das letzte zeitgenössische Modell des kleinen Formel 2-Rennwagens war das Modell von Morestone im kleinen Maßstab von 1:64. Es war ebenfalls blau und hatte genau wie das Modell von Crescent Toys einen Fahrer der zusammen mit der Bodenplatte gegossen wurde, was den Eindruck vermittelte, dass der Fahrer tatsächlich im Auto sitzt. Es wurde von 1956–1958 hergestellt.
Bei Dinky Toys blieb der Cooper-Bristol bis 1964 im Sortiment, also ganze 12 Jahre. Während dieser Zeit wurde das Modell wie auch die anderen Rennwagenmodelle von Dinky Toys, nur leicht modifiziert. Verändert wurden lediglich Felgen und Reifen. Vom Cooper-Bristol gibt es aber noch andere interessante Versionsunterschiede. Im Zuge der Umnummerierung 1954 wurden erste Veränderungen am Modell durchgeführt. Aus dem 23G wurde das Modell 233. Beide haben die Startnummer 6. Jedoch ist die Typo unterschiedlich. Und wenn man den Bereich der Startnummern genauer betrachtet, kann man beim 233 deutlich eine weitere Linie in der Gußform erkennen, die die Startnummer von unten und hinten einschließt. Diese Veränderung der Gußform ist aber wohl schon vor 1954 erfolgt, da ich einen weiteren 23G besitze der diese Veränderung schon aufweisen kann.
Auf den Bild rechts der Cooper-Bristol 23G mit der etwas dünneren Typo und auf dem rechten Bild der Cooper-Bristol 233 mit der fetteren Typo deren Form sich deutlich von der vorherigen Version unterscheidet. Wenn man genau hinsieht, kann man auch einen Unterschied bei der grünen Lackierung erkennen. Die Autos nach 1954 sind alle etwas heller.
Und wie schon erwähnt gab es auch beim Cooper-Bristol im Laufe der Zeit verschiedene Versionen von Felgen und Reifen. Es gab, wie bei Dinky üblich, zunächst die gegossenen Felgen, ab 1960 auch gedrehte Aluminium-Felgen und zuletzt auch Felgen aus Plastik. Die Plastikfelgen waren beim Copper-Bristol rot und seltener gelb. Sehr selten sind die Modelle mit der Startnummer 8, welche ebenfalls Plastikfelgen besaßen und in der Zeit zwischen 1960 und Produktionsende hergestellt wurden. In dieser Zeit hatten die Autos außerdem schwarze glänzende Bodenbleche im Gegensatz zu vor 1960, wo sie matt-schwarz waren. Von 1962–1964 wurde der Cooper-Bristol nicht mehr in einer Schachtel, sondern zeitgemäß in einem Blister verkauft. Diese Version wurde als Modell Nummer 208 verkauft, jedoch gab es auf dem Karton den Hinweis, dass diese Verpackung das Modell 233 beinhaltet.
Die drei Felgentypen – Gußfelgen, gedrehte Alumiumfelgen und rote Plastikfelgen.
Alle Kommentare
Niall
30.06.2013, 23:17 Uhr
Excellent article, well written and researched… Thanks for that….
Walter Herter
24.02.2015, 02:56 Uhr
Ein sehr guter Artikel, vielen Dank.
Eine solche zusätzliche Linie wie beim Cooper-Bristol gab’s übrigens auch beim Maserati, auf beiden Seiten am Heck. Die ersten Maserati 23N waren noch glatt.